CDU soll „mehr Zähne zeigen“

19. Juni 2023

Justizministerin Marion Gentges (von links) ehrte Gisela Kieninger für 40-, Erich Fuhrer für 50-, Gerhard Hock für 40- und Otto Armbruster für 50-jährige Mitgliedschaft. Foto: Petra Epting

Der CDU-Stadtverband Hornberg ehrte in seiner Hauptversammlung langjährige Mitglieder und diskutierte engagiert mit Justizministerin Marion Gentges über das Parteiprofil.

Über die Aktivitäten des CDU-Stadtverbands Hornberg berichtete Vorsitzender Erich Fuhrer am Mittwoch in der Hauptversammlung im Hotel „Adler“. Michael Tischer gab einen Überblick über die Arbeit im Rat und blickte auf „langersehnte Projekte“ wie die Wohnbebauung Rebberg und den Schlossberg als touristisches „Sahnestück“. Kummer bereiten Fuhrer die schwindenden Mitglieder. Jüngere zu gewinnen sei sehr schwer, trotz des freundschaftlichen Verhältnisses des Mitgliederbeauftragen Uwe Faller zur jüngeren Generation. Die Bereitschaft zum Eintritt in den Stadtverband sei nicht ausgeprägt. „Wer Ideen hat, wie man jüngere Mitglieder gewinnen kann, der darf sich gern melden.“ Der Fokus werde auf die Kommunalwahl 2024 gelegt. Weil es einige Abgänge geben werde, sei das die Chance für Jüngere, wenn man sie denn finde. Es gebe zwar schon Absagen, aber der Stadtverband wolle unbeirrt weitermachen, um eine gute Liste hinzubekommen. „Denn wir haben etwas zu verteidigen, die CDU ist derzeit die größte Fraktion im Gemeinderat.

“Mit Justizministerin Marion Gentges entwickelte sich eine rege Diskussion. Die Mitglieder des Stadtverbands vermissten „eine klare Kante“ bei der CDU. Im Gegensatz zur AfD schaffe es die Partei nicht, Wähler für sich zu gewinnen. Das sorgte für einigen Unmut. Gentges berichtete unter anderem über ein neues Programm der CDU, das auf den Weg gebracht werden soll, und über beschleunigte Verfahren bei Straftaten. „Die Bürger merken aber nichts von diesen Maßnahmen und der einen oder anderen härteren Gangart. Das muss noch viel sichtbarer werden“, sind die Feststellungen und der Wunsch. Das sieht auch Gentges so, die darum warb, vor Ort als CDU Mitglieder mit den Bürgern ins Gespräch über Lösungen zu kommen. Dass die Partei in den letzten 16 Jahren auch nicht alles hinbekommen habe, wurde selbstkritisch beleuchtet.

Die AfD profitiere von der „Wut und Enttäuschung der Bürger mit dem Potenzial, den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu gefährden“. Dabei lebe diese Partei allein von Problemen und nicht von Lösungen, so Gentges. Die Lösungsansätze kämen aber bei der CDU nicht rüber, sparten Hermann Lehmann, Joachim Hurst und Gottfried Bühler nicht mit Kritik an der eigenen Partei. Man sei zu liberal und zu großzügig, befand Bühler. Es mangle an Konsequenz und am Setzen von Zeichen. Auch die hohen Sozialleistungen würden als nicht gut für das Land und den Zusammenhalt empfunden.

Außerdem beschäftigte die Situation auf dem Arbeitsmarkt. „Nicht nur Fachkräfte fehlen, sondern Menschen, die überhaupt arbeiten wollen“, positionierte sich Gentges deutlich. Auch dahingehend, dass die viel diskutierte Vier-Tage-Woche nicht in allen Berufen funktionieren könne. Hier fragten sich die Mitglieder, wo die hohen Lohn- und Gehaltsansprüche, die selbstverständlich trotzdem erwartet würden, hinführen sollen. Joachim Hurst beklagte, dass, wenn man einmal konsequent durchgreife, was er für unabdingbar halte, man heutzutage „gleich in die Nazi-Ecke gestellt“ werde. „Es braucht uns als CDU schon, wir sollten Zähne zeigen, Recht durchsetzen und nicht immer so rumeiern“, so der Tenor.

Autor: Petra Epting – Offenburger Tageblatt